„Die Betreuerin liebt das ihr anvertraute Kind aufrichtig, aber nicht mit mütterlicher Liebe. […] Diese Liebe bewirkt, dass sie das ihr anvertraute Kind kontaktfähig und mit offenem Sinn für die Welt in eine neue Beziehung zu den biologischen oder Adoptiveltern entlassen kann.“
(Dr. Vincze)
Betreuer/innen in einem Kinderheim tragen eine große Verantwortung, wenn sie sich anstelle der Eltern um ihre Schützlinge kümmern: Denn es ist von so großer Bedeutung, dass die kleinen Heimbewohner die Liebe ihrer Betreuer/innen spüren und so emotionale Sicherheit erfahren - schließlich wird diese Beziehung später außerordentlich prägend für das Kind sein. Die Betreuer/innen müssen darauf achtgeben, dass sie die Kinder nicht wie ihre eigenen lieben, damit nicht die verheerende Illusion einer Eltern-Kind-Beziehung entsteht. Was macht diese „professionelle Liebe“ aber aus? Die in dieser Schrift zusammengefassten, im Säuglings- und Kinderheim des Budapester Emmi-Pikler-Instituts gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse bieten eine Erläuterung zu dieser Frage.
Dr. Maria Vincze, Kinderärztin, arbeitete jahrzehntelang im Pikler-Institut, leitete dieses später als stellvertretende Direktorin und setzte ihre wissenschaftlichen Forschungen zur kindlichen Entwicklung bis zu ihrem Lebensende fort.
„... meiner Ansicht nach nimmt ‚Lóczy‘ einen besonderen Platz ein, wenn wir versuchen, die verschiedenen Auffassungen über die frühkindliche Entwicklung mit ihren Unterschieden und Übereinstimmungen einander gegenüberzustellen. Schon deswegen, weil die Arbeit des ‚Lóczy‘ beobachtet, studiert und analysiert werden kann, was auch geschehen ist. Und weil dieses Institut über eine Dokumentation verfügt, die ihrer Art nach - glaube ich - einzig in der Welt ist, was ihren Reichtum, ihre Kontinuität und den Zeitraum, den sie umfasst, betrifft." (Geneviève Appell in ihrer Rede zum 40.Jubiläum des Emmi Pikler Instituts, 1986)